Über Sinn und Unsinn von DSD
Auf unseren letzten Artikel zu den Audio Trends 2016 hat uns ein Kunde folgende Frage gestellt, auf die wir gerne in zwei separaten Artikeln eingehen möchten.
„Kurze Frage von Audio Format Amateur.
Sollte sich MQA durchsetzen für Musik Streaming.
Wäre DSD somit überlebt, obwohl eigentlich noch nicht wirklich geboren…?“
Sprechen wir erst mal über DSD. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass wir von stereotec in unseren Beiträgen zu Digital Audio noch nie über DSD geschrieben haben. Dies hat mehrere Gründe.
Ein Blick auf den Shop von Acoustic Sounds zeigt, dass es heute genau 538 Alben gibt, die in DSD zur Verfügung gestellt wurden. Das entspricht nicht mal 1% aller erhältlichen Aufnahmen.
Ich schreibe „in DSD zur Verfügung gestellt“, denn DSD heisst noch nicht, dass diese 538 Alben auch in DSD aufgenommen wurden. Die allermeisten Alben auf diesem Planeten werden aus einem einfachen Grund in PCM aufgenommen oder zumindest später konvertiert: Denn nur in PCM hat das Studio die Möglichkeit, in die Aufnahme einzugreifen und sie zu bearbeiten.
(Randbemerkung: Neuerdings soll die Bearbeitung auch in DSD möglich sein – aber, ob deshalb nun alle Studios umrüsten, ist mehr als fraglich)
Das bedeutet, dass viele dieser 538 Alben ursprünglich in PCM aufgenommen wurden, in diesem Format bearbeitet und dann in DSD konvertiert wurden, damit SACDs gepresst werden konnten oder die Files eben als DSD Download zur Verfügung gestellt werden können.
Soweit so gut. Was passiert denn nun in Ihrem DAC mit einem DSD-File? Die Wahrheit ist, dass es nur eine Hand voll DACs gibt, die DSD nativ verarbeiten können. Zwei, die mir gerade einfallen, sind der Direct Stream DAC von PS Audio sowie die Meitner DACs.
Die allermeisten DACs, die DSD verarbeiten können, wandeln die Datenströme intern wieder in PCM um. Wen es genau interessiert, kann sich gerne mal durchlesen, was Rob Watts von Chord dazu sagt:
http://www.head-fi.org/t/702787/chord-hugo/2475
Somit stehen wir vor folgendem Prozess:
- Das Studio nimmt in PCM auf
- Konvertiert dann in DSD
- Der Kunde lädt die riesigen Files herunter, speichert sie, macht Backups, jagt die riesigen Files irgendwie übers Netzwerk
- … damit der DAC das File dann wieder in PCM umwandeln und spielen kann
Ich weiss nicht, was Sie davon halten, aber für mich als ausgebildeter Six Sigma Black Belt sieht dies nicht nach einem sehr schlanken Prozess aus ;o)
Verstehen Sie mich nicht falsch, trotz diesem umständlichen Verfahren, können mit DSD sehr ansprechende klangliche Resultate erzielt werden. Jedoch haben wir von stereotec schon immer empfohlen, einen DAC zu kaufen, der vor allem mit PCM-Files geniale Resultate liefert.
Denn es ist nun mal eine Tatsache, dass 99% aller Musik in PCM aufgenommen wurde und Ihre Anlage sollte in der Lage, das klanglich beste aus dieser Musik herauszuholen.
Verlässt man sich nun auf Heftchen und Foren, erhält man schnell ein stark verzerrtes Bild über den Stellenwert von gewissen Features, wie eben DSD oder neuerdings MQA.
Lassen Sie sich gesagt sein, in der realen Welt in unseren beiden Läden, haben sich bisher nicht mehr als eine Hand voll Personen für DSD interessiert – und auf die Relevanz von MQA möchte ich gerne in einem separaten Artikel eingehen.