Roon – die Neuerfindung des digitalen Musik-Rades?

Bluesound ist nicht nur ein etabliertes Streaming- und Multiroom-System, sondern darüber hinaus auch ein Roon Endpoint. Doch was ist Roon eigentlich? Wie funktioniert Roon? Ist Roon interessant? Das sind Fragen, denen wir in diesem Zusammenhang auf den Grund gehen wollen und daher Roon genauer unter die Lupe nehmen. Denn Roon sehen wir als einen der Audio Trends 2016.

Kommen wir zum ersten Punkt. Was ist Roon eigentlich?

Roon versteht sich als eine Software, die die lokale und Cloud-Bibliothek vereint und mit zusätzlichen Informationen aufwertet. Und so das Erlebnis einer physischen Platten- bzw. CD-Sammlung mit Booklets, Lyrics und so weiter reproduzieren soll. So erscheinen beim Anwählen eines Albums beispielsweise Informationen über den Künstler und dessen Arbeiten. Ebenfalls werden mitwirkende Musiker aufgelistet. So können Sie durch die digitale Musikwelt stöbern, ohne auf die Informationen von Platten- bzw. CD-Covers und Booklets zu verzichten.

Was brauche ich, damit ich Roon nutzen kann?

Bluesound Node

Als erstes brauchen Sie den sogenannten Roon Core und damit einen Rechner, auf dem die Roon Software installiert werden kann. Dieser fungiert dann sozusagen als Gehirn des ganzen Systems. Wer jetzt denkt, er könne dazu noch einen alten Rechner verwenden, der noch irgend wo rumsteht, der hat leider falsch gedacht. Roon ist keine leichte Kost und möchte mit ausreichend Kapazität versorgt sein. Das selbe gilt für die direkte Installation auf einem NAS. Hier gibt es aktuell nur in der Top-Liga Geräte, die Roon stemmen können. In unserem Fall muss ein MacBook der neusten Generation für den Test herhalten, da unsere Firmen-NAS für Roon zu schwach unterwegs ist.

Wer seinen Rechner nicht direkt neben der Anlage stehen haben will, der hat die Möglichkeit, auf einen Roon Endpoint zurückzugreifen. Das sind Netzwerkstreamer, die speziell von Roon zertifiziert werden müssen, um mit Roon Core kommunizieren zu können. Unsere Streamer von Bluesound sind alle Roon-fähig.

Kurz zusammengefasst, es braucht einen starken Rechner (Roon Core) und einen Abspieler (Roon Endpoint). Oder einen starken Rechner mit Roon Core, der direkt via USB mit einem D/A-Wandler verbunden ist.

Jetzt kann’s losgehen

Kurze Info vorab: wer des Englischen nicht mächtig ist, wird Mühe haben. Denn Roon gibt es aktuell NUR in Englisch. Da es doch einige Dinge einzustellen gilt, sollte man zwingend ein paar Brocken Englisch mitbringen.

Starten wir bei der Installation von Roon Core. Diese ist an sich keine Hexerei und funktioniert wie bei allen anderen Programmen auch. Es empfiehlt sich vor der Installation die Erstellung des Roon-Kundenkontos abzuschliessen, da das Anmelden nachher direkt per Login erledigt werden kann. Leider muss auch beim 14 Tage langen Gratis-Test bereits eine Kreditkarte hinterlegt werden. Also wichtig: Künden nicht vergessen, wenn Sie Roon nur testen wollen – ansonsten wird eine Gebühr fällig.


Hier geht’s zur Musik.

Sie werden bereits zu Beginn der Installation nach dem Speicherort der Bibliothek gefragt, was für alle NAS-Besitzer das Manko mitbringt, dass der Pfad für den Ordner manuell eingegeben werden muss. Und der Netzwerkpfad dem Otto-Normal-Anwender oft nicht bekannt ist. Hier bietet Roon zwar eine kleine Hilfestellung, aber das geht heute einfacher. Bluesound-Streamer finden den Netzwerkpfad automatisiert via integrierter Suchfunktion.

Danach kann ein TIDAL Account hinzugefügt werden, sofern Sie einen besitzen.

Nach dem Einlesevorgang der Bibliothek, der naturgemäss je nach Grösse einen Moment dauern kann, werden Sie auf der Startseite mit allen möglichen Infos zur eigenen Bibliothek versorgt. Da wird dann gelistet, wie viele Titel, Alben, Künstler etc. gefunden wurden. Wer ein TIDAL Konto hinzufügt, dem werden favorisierte Alben, Interpreten ebenfalls automatisch dazu genommen und mit der lokalen Bibliothek vermischt. An sich eine schöne Idee, allerdings anfangs auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Integration von TIDAL ist schön gelöst. Sie können über die Quellenwahl den eigenen TIDAL Account anwählen und sehen zugleich eine schöne Übersicht, die die identischen Inhalte wie die TIDAL Startseite (der Tidal App) zeigt. Ebenfalls können die eigenen Favoriten und Playlists abgerufen werden.

Bei einzelnen Aufstellungen – zum Beispiel nach Genre – werden lokale und Cloud-Alben integriert angezeigt. Es spielt also keine Rolle mehr, wo die Musik liegt – Roon fasst alles für Sie zusammen.

Die Optik der Oberfläche von Roon ist sehr ansprechend, übersichtlich, schlicht und aufgeräumt. Da macht das Stöbern in der digitalen Bibliothek und das Entdecken neuer Musik in der Cloud Freude. Das selbe gilt für die iPad App, mit der die Lösung auf Wunsch gesteuert werden kann. Denn diese hat den gleichen Look wie die Oberfläche von Roon Core auf dem Computer. Die Benutzeroberfläche für das iPhone sieht – bedingt durch die Displaygrösse – ein bisschen anders aus, kommt aber ebenso schön daher, wie auf den anderen beiden Geräten.

Leider ist der Bildschirm meines MacBooks für Roon offenbar zu klein. Dies hat zur folge, dass ich nur im Vollscreen Modus arbeiten kann. An sich keine grosse Sache, aber fast jedesmal wenn ich die „Rückwerts“ Taste brauchen wollte, ist die Apple Menüleiste heruntergefahren und dann musste ich wieder mit dem Mauszeiger nach unten und behutsam nach oben fahren. Das war bisweilen etwas nervig.

Der grösste Dämpfer war allerdings, dass unser Bluesound-Streamer zwar von Roon erkannt wurde, sich auswählen lies, aber die Kommunikation mit Roon ansonsten verweigerte. Dann begann wie in solchen Fällen üblich mal die Suche nach der Fehlerquelle. Hier muss ich noch erwähnen, dass mit der Bluesound eigenen App alles wie gewohnt funktioniert.

Jetzt wird guter Rat teuer, aber zum Glück hat Bluesound einen hervorragenden Support, der uns sofort mit der Lösung helfen konnte. Bei uns lag die Hürde im Kabel-Netzwerk, da Roon offenbar einen speziellen Anspruch an Netzwerk-Switches stellt. Diese müssen offenbar sogenannte „Jumbo Frames“ unterstützen, ansonsten kann Roon nicht mit dem Player per Kabel kommunizieren.

Also alles kein Problem, denn der Bluesound Node 2 kommuniziert auch hervorragend per WiFi.

Leider hinterlässt der ganze Installations-Aufwand mit Roon einen faden Beigeschmack, denn der Setup geht mit unseren Streaming-Lösungen Bluesound deutlich einfacher. Da braucht nicht erst eine Software auf einem Rechner zu laufen und solche exotischen Anforderungen an Switches, sind uns bisher auch noch nicht untergekommen.

Kommen wir nach diesen kleinen, anfänglichen Hürden jedoch zum entscheidenden Punkt. Wie sieht es mit der Funktionalität aus? Hält Roon, was es verspricht?

In meinem Test wurden zu so ziemlich jedem Album nähere Infos angezeigt (natürlich auf Englisch) und auch die Verlinkung der mitwirkenden Künstler hat bei vielen Alben funktioniert. Ebenso einwandfrei läuft die „Radio“ Funktion, in der man sich einen Titel aussucht und Roon dann automatisch ähnliche Titel nacheinander abspielt. Auch liessen sich bei manchen Titeln die Lyrics, also Liedtexte, abrufen. Reicht das nun aus, um die USD 119.– für eine jährliche oder USD 499.– für ein lebenslage Nutzung zu rechtfertigen?

Kurz gesagt

Steigern die zusätzlichen Informationen, die Roon bietet, den Musikgenuss? Klar. Hat Roon das digitale Musikrad neu erfunden? Nein, denn mittlerweile bieten die Streaminganbieter TIDAL und Qobuz viele dieser Informationen ebenfalls an. Allerdings nicht ganz im gleichem Umfang.

Die zentralen Punkte einer Streaming-Lösung sind wohl die Auflistung ähnlicher Alben oder Künstler. Dies ist sehr hilfreich, um neue Musik zu entdecken. Genauso wie die Kreation einer personalisierten Radio-Station aufgrund eines Albums oder Titels ein schönes Feature ist.

Diese wichtigsten Funktionen deckt Tidal von sich aus schon ab und kann direkt mit der Bluesound-App genutzt werden.

Was bleibt dann noch, was den doch etwas umständlichen Setup sowie die Kosten von Roon rechtfertigt? Dazu listen wir hier die wichtigsten Funktionsunterschiede der verschiedenen Steuerungs-Ansätze auf:

Funktion Roon Bluesound*
Infos zu Künstler x x
Anzeigen ähnlicher Künstler x x
Radio Funktion x x
Suche über von Interpret etc. über ganze Musiksammlung x
Lyrics x
Verlinkung mitwirkender Musiker x

*mit Cloud-Service Tidal oder Qobuz.

Roon werden vermutlich vor allem Musikbegeisterte interessant finden, die eine grosse lokale Bibliothek haben und trotzdem von den Zusatz-Informationen und Verlinkungen profitieren wollen, wie sie Cloud-Dienste wie Tidal bieten.

Wem dieser zusätzliche Funktionsumfang der Roon-Steuerung samt optisch genussreicher Aufmachung den Mehrpreis und den zusätzlichen, technischen Aufwand wert ist, der hat mit Bluesound State-of-the Art Endpoints für Roon.


Fazit

Im Zusammenhang mit Roon möchten wir einige Punkte zur Diskussion stellen. Zweifellos bietet Roon einen Mehrwert gegenüber anderen Streaming-Lösungen. Es sind dies in erster Linie: die ansprechende Aufmachung, die Verlinkung der mitwirkenden Künstler sowie die zur Verfügung gestellten Song Lyrics.

Um Roon nutzen zu können, braucht es einen Computer. Dass Computer allerdings keine idealen Quellgeräte sind, darüber haben wir schon mehrfach geschrieben (hier und hier). Dieses Problem lösen die sogenannten Roon Endpoints wie unsere Bluesound Streamer. Diese Streamer statt einen Computer als Quellgerät zu verwenden, dürfte in den meisten Anwendungen einen deutlichen Klanggewinn bringen.

Für Roon Core benötigt es jedoch dennoch einen (leistungsfähigen) Computer im Dauerbetrieb als zentraler Knotenpunkt einer HiFi-Kette, was vermutlich nicht jedermanns Sache ist.

Am Ende des Tages geht es um ein genussreiches Musikerlebnis. Und Roon bietet zweifelsfrei einen Mehrwert, der den Genuss steigern kann. Ob ein Computer als zentrales Element in der HiFi-Kette heute noch gerechtfertigt ist und zu einem genussreichen Erlebnis beiträgt, ist wohl ein individueller Entscheid.

Mit Bluesound wird im Zusammenhang mit Cloud-Diensten zentrale Funktionen für das genussreiche Entdecken von Musik bereits Standard-mässig geboten.

Sollten Sie sich für Roon entscheiden, empfehlen wir in den meisten Fällen, einen Streamer (statt einem Computer) als Endpoint einzusetzen. Mit Bluesound haben wir die wahrscheinlich interessantesten Roon Endpoints im Sortiment und laden Sie herzlich ein, diese neue Welt bei uns in Uster zu entdecken.